Vegetarier in Frankreich?
Ob Froschschenkel, Hummer, Austern oder Gänsestopfleber: Der französischen Küche eilt nicht unbedingt der Ruf voraus, berühmt für eine besonders ausgefallene Gemüseküche zu sein. Zudem spielte auch das Thema Tierschutz bis dato keine Rolle.Bis vor kurzem hatte ich auch nicht das Gefühl, dass das irgendwann einmal in Frage gestellt werden und sich sonderlich ändern würde. Als ich jedoch vor zwei Monaten zu Besuch bei meiner Oma war, konnte ich feststellen, dass sich auch langsam bei den Franzosen etwas tut…
Da ich nicht wieder bei meiner Familie in Frankreich war, seitdem ich vegan geworden bin, war ich besonders gespannt, zu sehen, ob die Franzosen inzwischen zumindest ein wenig vegetarierfreundlicher geworden sind oder inzwischen sogar etwas mit dem Wort „végétalien“ (=vegan) anfangen können.
Der Anteil von Vegetariern an der Bevölkerung in Frankreich ist im Vergleich zu vielen anderen westeuropäischen Ländern immer noch sehr viel kleiner. Er beträgt ca. 2 %, das sind ungefähr 1,3 Mio. Menschen. Der Anteil der VeganerInnen liegt unter 1%. Wirklich viel erwartet hatte ich daher nicht. Und auch sonst war für mich Frankreich immer das Land, wo es schon allein aus Traditionsgründen zu jedem Essen Fleisch oder Fisch und Meeresfrüchte geben musste.
Zu Familienfeiern sass man immer stundenlang am Tisch und hat das Essen zelebriert. Mittelpunkt auf dem Teller war dabei fast immer etwas vom Tier, meist Fleisch wie Lamm, Rind oder Huhn. Manchmal auch Fisch und ganz selten mal “nur” Raclettekäse mit Kartoffeln und Salat. Ich will gar nicht leugnen, dass mir Vieles davon sehr gut geschmeckt hat, denn fast alle Zutaten wurden nicht aus dem Supermarkt sondern direkt frisch beim Bauern auf dem Markt gekauft. Und Gemüse und Wein gab es natürlich auch immer reichlich dazu. Zudem muss man erwähnen, dass das Essen in Frankreich im Allgemeinen viel mehr wertgeschätzt und dort bereitwillig viel mehr Geld für Lebensmittel ausgegeben wird, als in Deutschland, so dass die Qualität automatisch viel besser ist. Ich kann also nicht behaupten, dass ich schlechte Erinnerungen an das Essen in Frankreich habe.
Damals kannte ich allerdings noch nicht die ganzen Hintergründe und Zusammenhänge, die ich heute bezüglich des Fleischkonsums und der tierischen Lebensmittel im Allgemeinen kenne. Denn auch wenn mir die französische Küche zu großen Teilen sehr geschmeckt hat, käme es für mich heute nicht mehr in Frage, Spezialitäten wie saucisson (frz. Trockensalami), foie gras (Gänseleberpastete) oder chèvre (Ziegenkäse) zu essen.
Die erste Überraschung meines Besuches war das Buch “No Steak“, das ich direkt nach meiner Ankunft in Lyon in einem Buchladen im Bahnhof entdeckt habe. Bereits den Titel fand ich für ein französisches Buch, das auch noch gut sichtbar in der Auslage lag, sehr bemerkenswert. Und der Inhalt ist es noch mehr: Der Autor und bekannte Journalist Aymeric Caron behauptet darin, dass es bald ganz normal sein wird, dass wir alle – auch die Franzosen – bald kein Fleisch mehr essen werden. In jedem Kapitel geht er dabei näher auf die einzelnen Gründe ein, warum seiner Meinung nach die Menschheit mit dem Fleischkonsum aufhören wird. Da Aymeric Caron selber seit über 20 Jahren Vegetarier ist, lässt er viele seiner eigenen Erfahrungen und Anekdoten mit in das Buch einfliessen. Dabei versucht er jedoch an keiner Stelle den Leser zu bekehren, sondern erklärt auf eine sehr klare und nachvollziehbare Art und Weise, welche elementaren Gründe für einen Fleischverzicht sprechen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem genau weil Caron seine Leser nicht missionieren will, sondern auf unterhaltsame Art Fakten liefert, denen niemand widersprechen kann.
Vor dem Hintergrund, dass Frankreich im Vergleich zu Deutschland in Sachen Vegetarismus und Veganismus um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zurückliegt, ist ein solches Buch ein riesiger Schritt in die richtige Richtung.
Die Veröffentlichung von “No Steak” war sicherlich auch ein Grund dafür, dass sich zunehmend auch französische Medien wie das bekannte Magazin “Le Point” oder der Fernsehsender France 5 für das Thema interessieren. So titelte Le Point im Januar diesen Jahres “Viande – la nouvelle guerre de religion”, was übersetzt so viel heißt wie “Fleisch – der neue Religionskrieg”. Ein solches Heft wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.
Die veränderte Einstellung gegenüber einer fleisch-und milchreduzierten Kost bemerkt man aber auch in den Supermärkten. So führte selbst der kleine Supermarkt ganz in der Nähe von der Wohnung meiner Oma tatsächlich Sojamilch, Sojajoghurts und andere Desserts auf Sojabasis in seinem festen Sortiment.Und die grossen Supermärkte wie Auchan, Hypermarché etc. haben noch mehr: Neben Sojamilch und Sojajoghurts gehören dort auch diverse vegetarische Fertiggerichte, Tofu und pflanzliche Aufstriche zum festen Sortiment, wenngleich auch nur unter der Rubrik “diététique” (“Diätnahrung”). Aber zumindest ist auch hier der erste Schritt getan.
Natürlich weiß ich auch, dass es noch ein langer Weg sein wird, noch viel länger als in Deutschland, bis es normal sein wird, in Frankreich überall problemlos vegetarisch oder vegan essen zu können. Aber die früher eher ablehnende Haltung gegenüber “Pflanzenfressern” ist schon allein durch die zunehmende Präsenz des Themas in den französischen Medien gesunken.
Das bemerkt man vor allem auch in der Hauptstadt Paris, wo es inzwischen einige interessante Restaurants geben soll, die vegetarische oder rein vegane Gerichte anbieten. Ich muss zugeben, dass ich selber länger nicht mehr in Paris war, so dass ich da noch nicht mitreden kann. Ein baldiger Besuch ist dort aber geplant, und dann werde ich natürlich auch darüber berichten. Bis dahin kann ich Euch schonmal den schönen Bericht von Linda empfehlen, die die verschiedenen Restaurants und veganen Verpflegungsmöglichkeiten in Paris getestet hat.
Für alle Frankophilen und -phonen unter Euch habe ich das Video von einer interessanten Diskussionsrunde bei “Allô Docteurs” auf France 5 beigefügt, in der es um die Vor- und Nachteile einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise geht. Darin setzt sich sogar tatsächlich eine Ärztin für eine fleischfreie Ernährung ein und eine vegane französische Familie sowie ein rohveganer Marathonläufer werden vorgestellt.
Französische vegetarische und vegane (Rezepte-)Blogs
100 % Végétal
Lilis Kitchen – Recettes végétaliennes
Loetitia Cuisine
Coffee and Sugarettes
Cheeky Muffin
Code Planète
Pensées terriennes
Green me up
Saveurs Végétales
Interpretations culinaires
Welche kulinarischen Erfahrungen habt Ihr in Frankreich gemacht?
Ich schreibe darüber, wie man sich gesund und lecker vegan ernährt, sein Leben und seine Gesundheit grüner gestalten und was man tun kann, um glücklicher zu werden. Ich würde mich freuen, wenn ich Dich mit meinen Beiträgen inspirieren kann!
Ich bin auch Deutsch-Franzose und kann hier auch ein paar tolle Geschichtchen beitragen.
In meiner Familie auf französischer Seite bin ich immer auf Unverständnis gestoßen. Als ich meiner Oma vor 15 Jahren mitgeteilt habe, dass mich jetzt vegetarisch ernähre meinte sie nur “Kein Problem, dann mach ich dir Hühnchen.” Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, solche Sprüche bekäme man nur in flachen Hollywood-Komödien zu hören. Nunja, sie konnten es nicht verstehen, aber haben es mehr oder weniger akzeptiert.
Schon damals war es nicht so ohne, gut vegetarisch zu essen. Ich erinnere mich da an ein Sylvester-Abendessen bei einer Cousine, wo sage und schreibe in JEDEM Gericht totes Tier enthalten war (mal abgesehen von Brot und Käse).
Als ich dann vor 5 Jahren auf eine vegane Ernährung umgestellt habe, war der Aufschrei allerdings groß. Als wäre das ein Affront gegen die französische Küche mit all ihren tierischen Spezialitäten (was es ja irgendwie auch ist).
Allen voran mein Onkel (begeisterter Jäger mit riesen Plautze, Altersdiabetis und mit Stents in den Blutgefäßen) meinte “Du wirst noch sehen wo dich das hinbringt! Man wird dich operieren müssen!!!”
Er war allerdings nicht in der Lage, hier ein sachliches Gespräch zu führen. Das hat ihn wohl emotional zu sehr aufgewühlt. Nunja, ich musste jedenfalls sehr schmunzeln, da dieser Kommentar, gerade von ihm, an Absurdität nicht zu überbieten ist.
Irgendwann wollte er mich dann auch noch zum Arzt schleppen, um meine Blutwerte analysieren zu lassen. Aber als es dann hart auf hart kam, wollte er nichts mehr davon wissen.
Ich bekam auch immer Sprüche zu hören wie “Das ist eine Mode. Du wirst sehen, eines Tages wird dir das vergehen.”, “Etwas muss man doch essen.”, “Du weißt nicht worauf du verzichtest. Es schmeckt so gut.” Die emotionale Verbindung zu tierischen Lebensmitteln ist einfach so groß, dass jegliche sachliche/rationale Auseinandersetzung damit unmöglich scheint. Genuss ist hier die absolute Legitimation.
Mein Vater (der Franzose) hat Veganismus mal als Krankheit bezeichnet.
Vor 2 Jahren hab ich dann all meine Kritiker mundtot gemacht, in dem ich an einem Fahrrad-Ultramarathon teilgenommen habe. Innerhalb von 24 Stunden bin ich 620 Km weit gefahren (vom Fichtelgebirge zum Kap Arkona auf Rügen).
Seit dem stellt niemand mehr meine Ernährung in Frage. Auch mein Vater akzeptiert und respektiert sie seit dem und ist ein Stück weit offener geworden, d. h. er verteufelt Veganismus nicht mehr.
Ich finde es nach wie vor schwierig in Frankreich essen zu gehen (mal abgesehen von Großstädten wie Paris oder Lyon). Das Angebot ist sehr bescheiden und man sieht deutlich, dass im Vergleich zu Deutschland, die Franzosen Vegetarismus/Veganismus so gut wie gar nicht auf dem Zettel haben. Es gibt auch kaum Omni-Restaurants mit einem alternativen vegetarischen Gericht auf der Karte.
Dennoch gibt es auch Gutes zu berichten. Vergangen Dezember bin ich, auf der Suche nach etwas Essbaren, durch die Innenstadt von Clermont-Ferrand geirrt. Nachdem ich erfolglos mehrere Restaurants nach vegetarischen Gerichten abgeklappert hatte, entschied ich mich für das nächst Beste. Das hatte natürlich nur Tier auf der Karte.
Ich fragte bei der Bedienung nach, ob man mir denn auch etwas Veganes zubereiten könnte (selbstverständlich musste ich erklären was das bedeutet). Sie nahm kurz Rücksprache mit der Küche, kam zurück und sagte “Vertrauen sie uns und lassen sie sich vom Koch überraschen!”.
Das hab ich dann auch gemacht. Mir wurde dann ein mediterraner Gemüseteller aufgetischt mit einer aufgeschäumten Paprika-Soße, der es wirklich in sich hatte. Hat phantastisch geschmeckt und übertraf vieles, was ich aus so manchem vegetarischen Restaurant kenne.
Aber das ist meine generelle Erfahrung mit Restaurants. Haben diese eine halbwegs gescheite Küche, mit einem Koch, der ein bisschen was von sich hält, so sind sie in der Lage dir entgegen zu kommen. Man muss bloß vorher nachfragen.
Aber wie du schon berichtet hast, tut sich was. Erfreulicher Weise. Ich bin kürzlich auf dieses sportliche Pärchen gestoßen und hab mir gleich ein Buch von ihnen gekauft.
http://www.laplage.fr/Auteurs/Cecile-et-Christophe-Berg_91.html
Was sich auch noch lohnt, ist ein Blick über den großen Teich, nach Québec. Gerade Montréal ist sehr Vegetarier/Veganer-freundlich und hat viele tolle Restaurants und eine recht aktive Szene.
http://www.vegemontreal.org
Salut LaSarre!
Vielen Dank für Deinen interessanten und so langen Kommentar! Es ist für mich auch mal super spannend zu wissen, wie andere (Halb)Franzosen das Thema empfinden! 🙂
Bzgl. Restaurants kann ich leider nicht so viel sagen, da ich während des Besuches bei meiner Oma nicht essen gegangen bin. Aber von dem, was ich so bis dato
auf den Menukarten lesen konnte, ist es leider immer noch sehr schwierig, dort standardmäßig ein vegetarisches geschweige denn ein veganes Gericht zu finden.
Ich hatte aber dennoch das Gefühl, dass eben durch die Medien in der Öffentlichkeit das Thema langsam an Bedeutung gewinnt, sei es durch Reportagen im Fernsehen und in der Zeitung oder das beschriebene Buch “No Steak”. Das kann ich Dir auch sehr empfehlen, zumal es für Dich ja auch ein Leichtes sein wird, es zu lesen! 😉
Der Autor Caron reist darin übrigens auch in den Québec und beschreibt die aktive Veggie-Szene, die Du an auch angesprochen hast!
Ich hatte das große Glück, vor ca. 3 Jahren ein paar Tage in Montréal verbringen zu können und kann auch nur bestätigen, dass es dort überhaupt kein Problem war, sich vegan zu ernähren. Jedem Besucher kann ich dort nur das Restaurant “Aux Vivres” ans Herz legen – ich habe selten so gut vegan gegessen!
In jedem Falle bin ich mir sehr sicher, dass wir in den nächsten Jahren sowohl aus dem französischsprachigen Teil Kanadas als auch aus Frankreich immer mehr (Positives) zu dem Thema hören werden!’
A+,
Dominique
Da ist mir noch eingefallen, dass vor ein paar Jahren eine nette, kleine und sehenswerte Doku von ein paar Leuten aus Montréal produziert wurde. Mangels frz. Dokus zum Thema, haben sie damals einfach die Initiative ergriffen und selbst eine gemacht.
Kann man sich online in einer gekürzten Version hier anschauen:
Un repas végé
http://www.youtube.com/watch?v=M0XQZM6NzXE
Zwischenzeitlich wurde von einem dortigen TV-Sender folgende Reportage gesendet:
La face cachée de la viande
http://www.youtube.com/watch?v=vJCiHeIVQnQ
Besonders bei dem ersten Film kann man sich auch des Québecois erfreuen. Ich hab mehrere Jahre in Montréal gelebt und nachdem ich anfänglich mit Müh und Not immer nur die Hälfte verstanden habe, so hab ich doch zum Schluss die dortige Sprache so richtig zu schätzen gelernt.
Und das Aux Vivre kenn ich natürlich, da hab ich viele Male bestens gegessen.
In diesem Sinne: Le tofu peueueueueueut se frire
http://www.youtube.com/watch?v=ZzEtou5_PaE
Guten Morgen,
ich kann dazu nur sagen, dass ich im November letzten Jahres für einen Schüleraustausch in Frankreich war, zwei Wochen lang untergebracht in einer Gastfamilie. Ich hatte dort keine sonderlichen Probleme, allerdings war ich zu dieser Zeit auch noch absoluter Ovo-Lacto-Veggie. In dem einzigen Restaurant in dem wir waren war zu meinem leidwesen nur Omelette an vegetarischen Dingen auf der Karte aufzufinden, aber wie gesagt, zu dieser Zeit habe ich noch nicht in Richtung Veganität tendiert. In der Familie habe ich Beilagen gegessen, ab und zu haben sie sogar Tofu & Co. für mich gemacht und auch sonst hatte ich nicht den Eindruck, dass sie viel mehr Fleisch essen als hier, da in Frankreich ja morgens fast nie Wurst gegessen wird, was einiges wieder ausgleicht. Es kann natürlich auch sein, dass sie nur für mich auch mal jeden vierten Tag ganz auf Fleisch verzichtet haben, glaube ich allerdings nicht. Mein einziges wirklich nennenswert negatives Erlebnis war in der Schulkantine, als ich die Cafeteriadame dort gefragt habe, ob die Ravioli vegetarisch seien und sie mich nur relativ komisch und empört angeschaut hat und mir bloß Blumenkohlpürree mit Reis auf den Teller geklatscht hat – War aber trotzdem lecker. 😉
Liebe Grüße, Sophie
http://livingforsophistication.blogspot.de/
Salut Sophie!
Schön, dass Du so gute Erfahrungen in Frankreich bzgl. Deiner vegetarischen Ernährung gemacht hast!
Ich habe ja auch in meinem Artikel geschrieben, dass die Franzosen immer “sensibler” und offener für das Thema werden,
und Deine Gastfamilie scheint ein gutes Beispiel dafür gewesen zu sein! 🙂
Generell ist es nur im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und zu Nordamerika so, dass Frankreich wirklich sehr, sehr weit
hinten ist, was das Angebot und die Akzeptanz von vegetarischem, ganz zu schweigen von veganen Gerichten betrifft.
Aber ein (kleiner) Anfang ist wohl auch bei den Franzosen gemacht…! 🙂
Liebe Grüße zurück,
Dominique
Ich war vorgestern in Frankreich. Leider gab es in keinem einzigen Restaurant vegetarische Gerichte. Sogar beim Italiener waren sämtliche Pastagerichte mit Schinken oder Pouletgeschnetzeltem. Das gleiche galt für die Pizzen. Mit Ausnahme der Pizza Escargot (Schnecken!) enthielt jede Pizza Schinken, sogar die Pizza Margerita. In einem anderen Restaurant konnte ich immerhin die Beilagen (Kartoffelgratin und Ratatouille) essen, musste aber den gleichen Preis zahlen wie die Omnivoren. Auch in den Supermärkten suchte ich vergeblich nach vegetarischen Produkten.
Hallo Gregory,
ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Situation in den meisten Restaurants in der französischen Provinz ähnlich ist, wie Du es beschreibst.
Wie gesagt, Frankreich hat da im Allgemeinen noch einen langen Weg vor sich, bis es normal ist, dass man überall vegetarische (und vegane) Gerichte anbietet.
Ich denke, dass es momentan auch besonders davon abhängt, wo genau man in Frankreich hinfährt. In der tiefen Provinz ist es manchmal noch sehr, sehr schwierig.
Aber in größeren Städten und in Paris sowieso ist ein Anfang gemacht.
Lass Dich nicht enmutigen und frage in Frankreich weiterhin in den Restaurants, Imbissen und Supermärkten nach Veggie-Alternativen – so kann auch weiter das Bewusstsein
und das Angebot verändert werden!
LG, Greensoul
Hallo,
vielen Dank für diesen interessanten, gut geschriebenen Artikel und auch die erhellenden Kommentare.
Zweifelsohne sind die Franzosen da konservativer, auch wenn ich sagen muss dass die Restaurants in ländlichen Gegenden Deutschlands auch nur sehr begrenzt vegetarische Gerichte im Angebot haben. Gut, Gemüsepizza beim Italiener gibts immer, aber zumindest hier in Bayern wirds bei gutbürgerlich-deutscher Küche auch sehr oft eng.
Etwas bedauerlich bewusst wurde es mir als ich sah dass das deutsch-französische Institut meiner Stadt zu Weihnachten foie gras 😯 empfiehlt und auch eine Veranstaltung dazu abhält. Ich kenne eine ganze Reihe an Fleischessern, die diese Spezialität auf Grund der Herstellungsbedingungen ablehnen.
Ist aber sicher auch besonders schwer für die Franzosen, weil sie ja eine so reiche kulinarische Tradition haben und auf diese auch sehr stolz sind. Wie Alain Ducasse neulich sagte, die Spitzenküche jedes Landes ist von der französischen geprägt. Und die armen Franzosen haben zur Zeit ja wirklich viel einzustecken!
Aber nichtsdestotrotz behaupte ich: Der “Karnismus” hat seine besten Zeiten hinter sich, jeden Tag verzichten mehr Menschen auf Fleisch und tierische Produkte. Das wird schon
Hallo Michael,
schön, dass Dir der Artikel gefallen hat!
Das, was Du über das deutsch-französische Insistut schreibst, ist echt krass. Inzwischen sollte wirklich jeder (Franzose) wissen, wie Foie Gras hergestellt wird. Aber klar, da versteckt man sich gerne hinter seinen Traditionen und dem tollen Ruf der französischen Küche…
Ich sehe es genauso wie Du: Die Zeiten von Bocuse, Froschschenkel & Co. sind vorbei, denn nicht zuletzt die junge Generation von Franzosen tickt bereits ganz anders als ihre Eltern und Großeltern!
Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf eine moderne, französische Veggie-Küche, die uns in Zukunft erwarten wird! 🙂
Viele Grüße,
Dominique
Hallo! Habe eure Berichte mit großem Interesse gelesen, da ich mit meiner Familie in etwa einem Monat a die Cote d´Azur fahren werde. Jedenfalls habe ich im Internet in Menton ein Lovinghut ausgemacht (gibt es übrigens auch in Paris), das Lokal kenne ich auch von Österreich. Alles dort ist vegan, und es gibt eine tolle Auswahl!
ansonsten werden wir uns selber versorgen, ich denke da kann nix schief gehen, denn vegane Lebensmittel gibts ja anscheinend in jedem Supermarkt. Und Baguettes und Pain ist ja auch vegan, oder?
lg
Corinne
Salut Corinne! 🙂
Das wusste ich noch gar nicht, dass Loving Hut in Frankreich auch ein paar Filialen hat. Die “Organisation”, die hinter dem Ganzen steht, gefällt mir zwar nicht so, aber das Essen ist sehr lecker – ich war mal in Vancouver dort!
Ansonsten denke ich auch, dass es als Veganer im Frankreichurlaub wahrscheinlich am Einfachsten ist, wenn man sich selbst versorgt.
Und ja, Brot und Baguette sollten eigentlich auch vegan sein…! 😉
LG, Dominique
Hallo! Mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht eure Berichte zu lesen und bin froh, dass ich nicht alleine so denke. Ich bin weder Veganer noch Vegetarier, esse aber seit ca. 2 Jahren nur noch Wildfleisch. Ich bin in einer Jägerfamilie aufgewachsen und lege sehr viel wert darauf, dass Tiere mit Respekt behandelt werden und verachte jegliche Massentierhaltung. Oft werde ich belächelt und schockiert angeguckt (von Leuten die ihr “Fleisch”, egal in welcher Form es auf den Tisch kommt, täglich essen) . Mir wird vorgeworfen “arme süße Tiere” zu essen, worauf ich oft Fakten bereit habe, die ihnen das lächeln schnell verdirbt.
Zurück zu Frankreich. Ich lebe mit meinem Freund nun fast ein Jahr in Frankreich und habe wirklich Probleme, bei Freunden oder in einem Restaurant etwas vegetarisches zu bekommen. Zuletzt waren wir in einem Sterne Restaurant, mit “Michelin” ausgezeichnet und ich fand NICHT EIN vegetarisches Gericht auf der Karte. Ich war geschockt und enttäuscht, woraufhin mir der koch einige Beilagen zusammenwürfelte (was auch das Mindeste war, zugegeben jedoch auch nicht das gelbe vom ei). In anderen Restaurants bin ich froh wenn ich überhaupt einen vegetarischen Salat finde. In der Barbecue Saison ist es mir besonders schwergefallen. Nach gefühlten 100 abgelehnten merguez, unnützen Kommentaren und Grundsatzdiskussionen blieb mir meist Baguette und Soßen.
Soviel zu meinen Erfahrungen. Ich denke Frankreich braucht noch einige Zeit bis sich die “haute cuisine” auch mit vegetarischen oder veganen Gerichten beweisen kann 😉
Übrigens danke für die genannten Bücher! Eine sinnvolle Lektüre um mein französisch zu verbessern.
Liebe Grüße 😉
Hallo Charly,
das freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat!
Die junge Generation von Franzosen fängt Gott sei Dank so langsam an, umzudenken. Allerdings wird das tatsächlich noch ein Weilchen dauern, bis sich das Thema richtig in der französischen Küche – sei es in der “Bodenständigen” oder der “Haute Cuisine” – etabliert hat.
Ein Abkehr von der traditionellen Küche würde ja auch irgendwie eine Abkehr von jahrhundertealten Traditionen bedeuten, was sicherlich vielen Franzosen sehr schwerfallen würde.
Es tut sich aber in jedem Falle etwas, und das ist doch auch schonmal was!
Viele Grüße nach Frankreich,
Dominique
Hallo,
im Juni diesen Jahres habe ich einen Cousin besucht, der seit 2 Jahren in Lyon lebt. Vieles in Deinem interessanten Artikel gilt auch heute noch. Auch “Bio” spielt in Frankreich keine große Rolle, da die Franzosen der Meinung sind, dass ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse auch ohne “Bio” einfach gut sind (mir war schon vorher aufgefallen, dass man in deutschen Bio-Läden keine französischen Produkte findet).
Dass die Franzosen mehr Geld für Lebensmittel ausgeben und damit auch deren Qualität unterstützen, hat aber noch andere Gründe, als dass sie gerne essen. Mein Cousin zahlt z. B. viel weniger Steuern als in Deutschland (bei gleichem Verdienst). Ein Monatsgehalt und das wird nicht vom Gehalt abgezogen, sondern einmal im Jahr direkt an den Staat abgeführt. Und dann haben die Franzosen auch noch den billigen Atomstrom (und wollen ihn auch behalten). Würden die Franzosen solche Stromrechnungen bezahlen wie wir, würde dort wahrscheinlich die nächste Revolution ausbrechen.
Das kann man natürlich sehr ambivalent sehen. Aber mir ist das Motto der Franzosen sehr sympathisch: “Man lebt, um das Leben zu genießen und nicht um gesund zu leben”. Denn ich bin weder “vegetarisch” noch “vegan” und finde die Diskussion um bestimmte Ernährungsweisen hier in Deutschland manchmal doch sehr missionarisch. Ich koche frisch, achte auf die Qualität der Zutaten und esse alles, worauf ich Lust habe. Und manchmal ist das auch Fleisch. Und wenn ich in ein anderes Land fahre, möchte ich die Küche dort kennenlernen und nicht eine bestimmte Ernährungsweise praktizieren. Allerdings: “Gänsestopfleber” oder “Froschschenkel”, da wär’ dann auch für mich eine Grenze! 😛
Herzliche Grüße von Jutta
Hallo Jutta,
vielen Dank für Deinen langen Kommentar.
Ich gebe Dir auf jeden Fall Recht, dass die Deutschen und die Franzosen von jeher schon ein anderes Verhältnis zum Essen hatten. In Frankreich ist es bzw. war es ganz normal, mehr Geld für gute Lebensmittel auszugeben. Ich meine mal gehört zu haben, dass bei den Franzosen im Schnitt 30% ihrer Lebenshaltungskosten für Essen und Trinken gezahlt werden, in Deutschland waren es nur ca. 10-15%. Es ist wohl auch kein Zufall, dass die Discounter in Deutschland entstanden sind und nicht in Frankreich. Was diese Einstellung zum Essen und dessen Qualität betrifft, sollten wir uns hier in Deutschland auf jeden Fall eine Scheibe abschneiden.
Aber dennoch wäre ich sehr dafür, dass sich umgekehrt Frankreich der “vegetarischen und veganen Kultur” auf jeden Fall weiter öffnen sollte – denn Massentierhaltung, Fleischskandale und ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten etc. gibt es auch dort. Der Großteil der Franzosen wohnt inzwischen auch in großen Städten – allein 20% davon in Paris. Und dort gehen viele natürlich auch in Supermärkten und Discountern einkaufen und nicht auf dem Markt, bei dem Bauer das Tier noch beim Namen kannte. So romantisch, wie es uns die Werbung verspricht, ist es nämlich auch in Frankreich schon lange nicht mehr. Was einem großen Teil auch daran liegt, dass sich viele Franzosen es schlichtweg auch nicht mehr leisten können, viel Geld für ihr Essen auszugeben selbst wenn sie es wollten.
Wie ich bereits am Ende meines Artikels erwähnt habe, scheint es bei den Jüngeren immer mehr das Bedürfnis zu geben, in diesem Hinblick etwas zu ändern.
Und das finde ich sehr unterstützenswert.
Viele Grüße,
Dominique