Ich bin Dominique und ich das Gesicht hinter der Seite GREENSOUL!

Zu lernen, wie man Schadstoffe vermeidet, seinen Körper entgiftet und gesund lebt, hat mein Leben verändert.

Heute bin ich nicht nur frei von chronischen Beschwerden, sondern berate auch andere andere Menschen dabei, genauso wie ich wieder gesund zu werden.

Vegan wie Du und ich: Janine #11

Es ist mal wieder Zeit für ein Interview, diesmal mit Janine:

Janine


Seit wann lebst Du vegan und was war der Auslöser dafür? Gab es einen
Schlüsselmoment oder war es eine Vielzahl von Gründen, die Dich zu diesem Entschluss bewegt haben?

Ich lebe seit Ende 2011 vegan. Der Weg dahin war lang und manchmal habe ich ihn verloren. Als ich 12 Jahre alt war, das war 1994, war ich während der Ferien mit der Jugendgruppe eines Umweltschutzvereins in Ungarn. Dort lernte ich eine Familie kennen, die kein Fleisch aß. Als ich einen der zwei Söhne fragte, warum sie kein Fleisch essen, hat er es mir erklärt. Ich kann heute nicht mehr sagen, was er mir erzählt hat, aber es hat Spuren hinterlassen, und nun wollte ich auch kein Fleisch mehr essen, musste aber erst einmal lernen, wo Fleisch überall drin ist. Hin und wieder habe ich etwas gegessen und mir wurde erst später bewusst, dass das ja totes Tier war. In der Zeit wurde ich viel dafür gehänselt, vor allem von meinem großen Bruder, der mir gerne Fleisch unter die Nase hielt und blöde Sprüche klopfte. Es war aber auch nicht einfach, leckere Alternativen gab es damals noch nicht und meine Mutter kam nicht auf die Idee, für mich gesondert zu kochen. Mein Essen bestand quasi aus langweiligen Beilagen.

Ich war ca. 11 Jahre lang Vegetarierin und verlor dann Anfang 20 plötzlich das Bewusstsein dafür. Nach all der Zeit aß ich doch wieder Fleisch. Ich glaube, ich habe fast alles probiert, bis ich merkte, dass ich das meiste gar nicht mag und so reduzierte sich der Konsum von allein, aber ganz weglassen konnte ich es nicht. Zu einem großen Teil lag es daran, dass ich mit einem Fleischesser zusammen lebte und immer Fleisch und Wurst im Kühlschrank waren. Für mich war die Zeit schwierig und jedes Mal, wenn ich sagte, ich esse kein Fleisch mehr, kam irgendwann doch ne Scheibe Wurst auf’s Brot… Ich fühlte mich dabei richtig mies. Der Konsum wurde aber immer weniger und irgendwann ersetzte ich auch Kuhmilch durch Sojamilch, wodurch meine Magen-Darm-Probleme verschwanden, die ich jahrelang hatte. Es kam wohl nie jemand auf die Idee, mich auf Laktoseintoleranz zu testen. Ich hätte mir viel Bauchweh ersparen können…

Tja und dann, als ich 28 war, kam Jonathan Safran Foer mit „Tiere essen“. Das Buch habe ich verschlungen, Fleisch und Fisch nicht mehr. Milch hatte ich ja eh schon weggelassen, Eier dann auch bald. Es hat ca. ein Jahr gedauert (in der Zeit habe ich mich dann auch von meinem damaligen Freund getrennt) bis ich auch bei Fertiggerichten, Gebäck und auswärts darauf geachtet habe, dass keine tierischen Produkte enthalten sind und schließlich waren auch Kosmetikprodukte, Kleidung etc. dran. Parallel dazu hat sich auch der Sinn für Fairtrade- und Bio-Produkte entwickelt. Ich habe früher schon Wert darauf gelegt, aber heute bin ich wirklich bereit, gezielt danach zu suchen und Zeit und Geld zu investieren, um bewusst konsumieren zu können.

Hast du durch die Umstellung eine Veränderung in Dir bemerkt? Auf welchen Ebenen hat sich diese abgespielt?

Gesundheitlich auf jeden Fall. Wie oben schon geschrieben, habe ich eine Laktoseintoleranz. Für mich war es jahrelang normal, dass ich Magen-Darm-Probleme hatte. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich mich falsch ernähre und es daran liegt. Es ist schon komisch, wie konditioniert ich aber darauf bin. Wenn ich heute einen Soja-Joghurt oder Müsli esse oder einen Soja-Latte trinke, stelle ich mich mental schon darauf ein, dass mir gleich schlecht wird und ich Bauchgrummeln bekomme. Diese Reaktionen bleiben aber natürlich weg und ich kann endlich genießen.:-) Außerdem war ich tatsächlich kein einziges Mal erkältet, seit ich vegan bin. In der Zeit, in der ich Fleisch gegessen habe, hatte ich bestimmt drei Mal im Jahr mit starker Erkältung oder Grippe zu kämpfen, immer mindestens eine Woche lang. Jetzt passiert das überhaupt nicht mehr.
Leider hat es mit dem Abnehmen noch nicht geklappt, im Gegenteil, ich werde dank der leckeren veganen Möglichkeiten immer dicker. Veganer sind halt nicht automatisch abgemagert und mangelernährt oder schlank und gesund. Und wenn ich so in meinen veganen Bekanntenkreis schaue, bin ich nicht das einzige Beispiel. Ich habe viele neue Bekanntschaften geschlossen – durch soziale Medien, Veggie-Brunchs, Vegan-Treffen, Events, Tierschutzarbeit etc. und man hat wirklich IMMER mit leckerstem Essen zu tun. Außerdem wird man überhäuft mit veganen Rezepten. Ich kann da einfach nicht hart bleiben. Nun habe ich mir (mal wieder) vorgenommen, meine Ernährung so umzustellen, dass ich doch wieder ein paar Pfunde verliere und in dem ein oder anderen Kleidungsstück endlich wieder eine gute Figur mache. Viele sagen, vegan zu leben bedeute Verzicht. Für mich bedeutet es Verzicht, wenn ich mich bei den veganen Gerichten zurückhalten soll…

Ich glaube übrigens nicht, dass ich mich durch die vegane Ernährung verändert habe. Eher andersrum: Als ich anfing, mir wieder bewusst zu machen, warum ich als Kind aufgehört habe, Fleisch zu essen, als ich diese ganzen Bücher über Nachhaltigkeit und Ernährung las und durch sämtliche Facebook-Gruppen und Foren/Blogs stöberte, wurde mir klar, dass die vegane Lebensweise die (für mich) einzige logische Konsequenz darstellt. Ich habe echt so oft heulend da gesessen und mich gefragt, wie es sein kann, dass Umweltzerstörung, Massentierhaltung, Regenwaldabholzung, Tier(qual)zucht, Überfischung, Zoos/Zirkusse etc. immer weiter existieren und alles zerstören, obwohl es trotz der vielen Menschen auf dieser Welt doch schon Lösungen gibt… Aber Regierungen sind gekauft, die Wirtschaft ist gierig und der Mensch ist bequem. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass es nur drei Möglichkeiten gibt: 1. Du verzweifelst und steckst den Kopf in den Sand. 2. Du machst weiter, wie bisher, weil du eh zu klein bist, um etwas zu verändern. 3. Du erhebst deinen Ar*** und versuchst, in deinem eigenen Wirkungskreis Gutes zu tun und die eigene Welt ein wenig schöner zu machen. Denn wenn das jeder tun würde, sähe es wohl ganz anders aus. Ich habe mich für die dritte Möglichkeit entschieden. Ganz allein für mich, ohne Parolen zu schreien und anderen vorzuschreiben, was sie zu tun haben.

Wie hat Dein Umfeld auf Deine Umstellung reagiert?

Ich treffe Entscheidungen schon immer im Stillen – ganz für mich allein. Die Umstellung auf vegane Ernährung hat demnach in erster Linie mein Freund mitbekommen. Als wir zusammenzogen, war eine Bedingung, dass weder Wurst noch Fleisch in den Kühlschrank kommen. Anfangs war das sicher schwierig für ihn, aber er hat es akzeptiert und dann nach und nach immer mehr hinterfragt und tiefer gebohrt, vermutlich auch, weil ich oft sehr traurig wirkte – gerade wenn ich wieder eine Doku gesehen oder ein bestimmtes Buch gelesen hatte. Auch für ihn war es ganz schnell ganz logisch, vegan zu leben.
Mein Freund ist also mit mir vegan geworden. Andere öffnen sich für diese Lebensweise und sogar mein Bruder hält sich mit Sprüchen über „Veganisches“ höflich zurück. Meine Eltern suchen gezielt nach veganen Gerichten, wenn wir zum Essen kommen. Meine Mutter macht z. B. Salate und Kuchen direkt für alle Gäste vegan. Mein Vater sagte letztens in großer Runde auf dem Geburtstag meines Freundes: „Kennt ihr den Unterschied zwischen Veganern und Nicht-Veganern?“ Man muss meinen Vater nicht kennen, um an dieser Stelle einen total blöden, vermutlich abgedroschenen Witz zu erwarten, aber als Antwort meinte er: „Wenn wir bei Veganern zum Essen eingeladen werden, können wir alles essen und werden satt. Wenn Veganer zu uns kommen, bekommen sie nur Salatblätter und müssen sich mit Beilagen zufrieden geben.“
Mein letzter Arbeitgeber ist ein mittelständisches Familienunternehmen. Sowohl die Geschäftsführung als auch der Sohn sind mittlerweile vegan. Sogar für Kunden konnte ich vegan/vegetarische Caterings organisieren und Tierschutz sowie Umweltschutz sind ganz große Themen im Unternehmen.
Ich habe das Gefühl, dass da momentan etwas ganz Großes passiert. Der VEBU geht aktuell von 7 Millionen Vegetariern und 700.000 Veganern in Deutschland aus.
(Quelle: http://www.vebu.de/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen)
Vegane Supermärkte, Restaurants und Cafés schießen nicht nur in Großstädten wie Pilze aus dem Boden. In Buchhandlungen steht man vor großen Bücherregalen mit veganen Koch-, Back- und Grillbüchern, die sogar in Bestsellerlisten auftauchen. Man muss nicht mehr in Reformhäuser und Bioläden, um vegane Alternativen zu bekommen. Die Veganblume oder ähnliche Symbole lachen uns sogar in Supermärkten und Discountern entgegen, auf Alternativen für Joghurt, Milch, Pudding, Schnitzel, Würstchen, Frikadellen… und sogar Käse! Das Argument „Ich würde mich ja gerne vegetarisch/vegan ernähren, aber ich kann einfach nicht auf (hier ein Lebensmittel deiner Wahl einsetzen) verzichten“ gilt einfach nicht mehr. Die „Omnis“, wie sie liebevoll genannt werden, müssen sich nun etwas Besseres einfallen lassen. Davon abgesehen sind nun nicht mehr nur Hippies, Ökos und Esoteriker vegan. Erst letzte Woche ging es (erneut) durch die Medien: Laut einer Studie ist Fleisch ein Lebensmittel der Unterschicht. Je höher das Einkommen und der gesellschaftliche Status, desto weniger Fleisch wird gegessen. Davon abgesehen ist der typische Vegetarier „weiblich, jung, lebt in einer Großstadt, ist überdurchschnittlich empathisch und hat ein sehr hohes Bildungsniveau.“ (Quelle: http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de)
Veganer sind so präsent, dass sie als Zielgruppe sogar für große Konzerne richtig interessant geworden sind.
Zurück zur Frage: Ich war immer irgendwie anders und wenn ich etwas als richtig empfinde, dann handle ich danach. Dabei ist es egal, wer dagegen ist/war – Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Partner, die Gesellschaft oder Freunde oder ob es befremdlich wirkt. Dass ich vegan geworden bin, haben fast alle sehr selbstverständlich hingenommen.

Hast du Tipps für alle Neulinge, die auch vegan leben wollen?

Macht es! Nie war es so einfach wie heute, die Ernährung umzustellen. Kontaktiert eure nächste VEBU-Regionalgruppe , schaut mal in veganen Supermärkten vorbei, besucht eines der vielen veganen Events (Messen, Vegan Street Days, Veggie Feste…) und lest die vielen Blogs. Es gibt jede Menge offene Veganer, die sehr gerne über die wachsende Produktpalette berichten. Ob es um Lebensmittel, Kosmetik, Kleidung oder Haushaltsprodukte geht…

Welche veganen Gerichte kochst Du regelmäßig? Kochst Du mit Kochbüchern oder eher „freestyle“?

Am liebsten esse ich Wirsingrouladen. Das war schon immer mein Lieblingsessen und ist es immer noch. Ich habe eine sehr leckere Variante mit einer Möhren-Füllung entwickelt. Wenn es schnell gehen muss landen leider ständig selbst gemachte Burger, Pizza, Lasagne etc. auf dem Tisch. Vor Kurzem haben wir es zwei Wochen geschafft, nach einem Buch über Basisches Heilfasten zu kochen, was mir sehr, sehr gut getan hat. Allerdings haben wir zu viel Zeit in der Küche verbracht, und so schlich sich der Alltag wieder ein. Das muss irgendwie anders organisiert werden. Meist kochen wir freestyle, je nachdem, was da ist. Wobei wir uns schon einen sehr guten Vorrat an wichtigen Zutaten angelegt haben (Hirse, Polenta, Bratlingmischung, Hefeflocken, Soja-Cuisine, Couscous, Bulgur, Kala Namak…). Wir haben auch immer frisches Obst und Gemüse da. Häufig kochen wir auch nach Rezept. Wenn man vegan lebt, bekommt man plötzlich zu jedem Anlass vegane Kochbücher geschenkt…

Was war Dein schönstes/seltsamstes/witzigstes Erlebnis in Bezug auf Deine vegane Ernährungs-/Lebensweise?

Das kann ich so gar nicht sagen, aber vor kurzem ist etwas passiert, was irgendwie hängen geblieben ist. Wir waren an der Nordsee im Urlaub und dort in einem Restaurant (drei Veganer, zwei Vegetarier). Ich scheue mich immer davor zu sagen, dass ich vegan lebe, suche dann meist nach vegetarischen Gerichten in der Speisekarte und bitte darum, sie mir ganz ohne Milchprodukte zuzubereiten. Dieses Mal gab es ein großes Durcheinander in der Küche. Bei mir schrieb der Kellner dank meiner Nachfrage „Laktoseintoleranz“ auf den Zettel, weshalb bei den beiden anderen Veganern übersehen wurde, dass sie ihre Gerichte ohne Ei haben wollten. Nach all dem Hin und Her erklärte unsere vegane Begleitung dann der Restaurant-Inhaberin, dass sie vegan sei. Die Inhaberin kam dann später fast seufzend noch mal zum Tisch und sagte: „Also wenn Sie das gleich gesagt hätten mit dem vegan, hätten wir gleich Bescheid gewusst. Unsere Tochter ist auch vegan, damit können wir doch was anfangen!“ Hey, wer erwartet denn so eine Reaktion in einem Restaurant direkt an der Nordsee?
Eine ähnliche Erfahrung hatte ich mit meiner Hundetrainerin. Gerade in dem Bereich scheue ich davor, von meiner Lebensweise zu erzählen. Selbst Hundetrainer, die gewaltfrei arbeiten, sind da häufig sehr voreingenommen. Allerdings habe ich dann eines Abends vergessen, meine E-Mail-Signatur zu löschen und in der Antwort stand: „Hey, meine erste vegane Kundin! Ich lebe auch vegan!“ Auf einem Hundeseminar wurden dann alle Teilnehmer an einem Abend vegan bekocht. Ich kann mich einfach noch nicht daran gewöhnen, dass vegan immer be- und vor allem anerkannter wird.

Wenn Du eine Person nach Wunsch vegan bekochen könntest, wer wäre diese Person (gewesen) und was würdest Du für sie kochen?

Da fällt mir wirklich niemand ein. Wenn ich jemanden bekoche, mache ich das nur noch vegan.

Du bist auf einer einsamen Insel gestrandet – welche 3 veganen Lebensmittel möchtest Du auf keinen Fall missen?

Nüsse, Früchte und Salat/Gemüse. Mit Rohkost lässt sich so wahnsinnig viel anstellen. Den Rest brauche ich gar nicht. Naja, vielleicht bringt mir mal jemand einen Cupcake oder ein Stück Sahnetorte vorbei. 😉

Gibt es irgendetwas, was Dir noch auf dem Herzen liegt und was Du den Lesern des Blogs, egal ob vegan, vegetarisch oder Allesesser, mitteilen willst?

Hört auf euer Herz und überseht das Elend dieser Welt nicht… Es geht nicht darum, der Ober-Veganer zu sein oder darum, sich für den Tierschutz aufzuopfern, bis weder Zeit noch Geld übrig sind. Es geht darum, die eigene kleine Welt ein bisschen besser zu machen und am Ende des Tages zurückzublicken und sagen zu können, dass man kein Arschloch gewesen ist.


Vielen lieben Dank, dass Du mitgemacht hast bei der Reihe, liebe Janine!

Übrigens, wenn Ihr noch mehr von Janine lesen wollt, schaut doch mal auf ihrem Blog vorbei!

 

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Eine Antwort auf Vegan wie Du und ich: Janine #11

  • Hatte schon ganz sehnsüchtig auf ein neues Interwiev gewartet 😉
    Diesmal konnte ich mich sehr gut hineinfühlen, denn Janine und ich haben einen sehr ähnlichen “Werdegang” …
    Ganz liebe Grüße, ich schau jetzt gleich auch noch mal auf ihrem Blog vorbei …

    Jessi